Pfarrer Georg Fetsch

Dem Himmel nah

Wenn man in Peißenberg auf der Berghalde neben der Knappen-Gedächtniskapelle steht, kann man fast das ganze Bergpanorama der bayerischen Alpen betrachten. Am südöstlichen Rand ist bei klarem Wetter ein markanter und bekannter Gipfel zu sehen, der Wendelstein (1838 m). Das Besondere an diesem Berg ist unter anderem die Tatsache, dass sich auf ihm die höchstgelegene Kirche Deutschlands befindet. Jemand, der ein bisschen etwas über unsere bayerische Heimat weiß, könnte einwenden, dass doch auch auf der Zugspitze (2962 m), dem höchsten Berg Deutschlands, ein Gotteshaus steht. Das stimmt – doch handelt es sich hier um eine Kapelle und nicht um eine Kirche. Kirchenrechtlich gibt es einen Unterschied.

Dieser erklärt sich in der näheren Betrachtung der Kirche auf dem Wendelstein. Sie ist der Patrona Bavariae gewidmet und gehört zur Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Brannenburg. Ihre Weihe fand am 20. August 1890 statt. So ist sie eine Nebenkirche, die auch nach den Regularien der katholischen Kirche offiziell geweiht worden ist. Hier liegt der Unterschied zu einer Kapelle, die lediglich gesegnet und für die private Andacht, das stille Gebet des Wanderers, der an ihr vorbeikommt, gedacht ist. Im Wendelsteinkircherl werden jedoch regelmäßige Messen und auch Trauungen gefeiert.

In den Sommermonaten zieht es Menschen aus Nah und Fern in die Berge. Sie genießen die schöne Natur. Sie halten ihren Körper fit und tun etwas für die Vitalität ihres Geistes. Nicht selten suchen auch Kontakt zu Gott, ihrem Schöpfer. Den können Sie im Anblick der wunderschönen Bergwelt erahnen. Auch bei der Teilnahme an einer der zahlreichen Bergmessen, die im Sommer stattfinden, werden viele in ihrer Seele angerührt und erhalten einen Impuls für ihren Glauben. Daneben hat aber auch der Kirchenbau an sich eine verkündigende Funktion, vielleicht gerade dann, wenn er auf reizvollem Platz oder exponierter Stelle sich befindet, wie die Wendelsteinkirche ca. 100 m unterhalb des Gipfels, denn da ist man dem Himmel nah!