Pfarrer Georg Fetsch

Der „Löwe von Münster“

Die Kirche war schon immer gefragt, das Menschenbild Jesu Christi zu bezeugen, das von Mitmenschlichkeit geprägt ist. Das hat sie stets durch mutige Menschen getan. Dazu gehört der Bischof von Münster und spätere Kardinal Clemens August Graf von Galen (1878-1946). Als Spross eines alten westfälischen Adelsgeschlechts wuchs er auf dem elterlichen Stammsitz Burg Dinklage auf. Im Jahr 1904 war seine Priesterweihe. Nachdem Graf von Galen mehrere Kaplansstellen absolviert hatte, leitete er die Pfarrei St. Matthias in Berlin. Dort entstand der Kontakt zu Nuntius Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII. (1876-1958). Eine weitere Station seines Wirkens war die Pfarrei St. Lamberti in Münster. Im Jahre 1933, dem Jahr der Machtergreifung, wurde Graf von Galen zum Bischof geweiht. Das Wahlverfahren entwickelte sich, nachdem andere Kandidaten die Wahl nicht angenommen hatten, zu seinen Gunsten. Es ist wie eine Fügung, dass auf diesem Wege eine selbstbewusste und streitbare Persönlichkeit auf den Bischofsstuhl gelangte, treu dem Wahlspruch: „Nec laudibus, nec timore“, was so viel heißt wie: „Nicht Menschlob, nicht Menschenfurcht soll uns bewegen“. Demgemäß griff er bald zentrale ideologische Aussagen des NS-Regimes an. Er sprach von „Neuheidentum“. Seine Predigten richteten sich gegen das Unrecht. Bald gab es Konflikte wegen regierungskritischer Schriften im Amtsblatt. Der Bischof sollte mundtot gemacht werden. Doch Graf von Galen gab nicht auf. Er predigte weiter gegen die Menschenverachtung. Sein Mut brachte ihm den Beinamen „Löwe von Münster“ ein. Er sollte schließlich beseitigt werden. Das scheiterte an seiner Öffentlichkeitswirksamkeit und an dem Plan der Regierung, keinen neuen Märtyrer zu schaffen, und wenn, dann erst nach dem sogenannten „Endsieg“. Soweit kam es Gott sei Dank nicht. Clemens August Graf von Galen starb nach Kriegsende und nach dem Ende des NS-Regimes am 22. März 1946. Am 9. Oktober 2005 wurde er von Papst Benedikt XVI. (1927-2022) seliggesprochen.